Mal wieder eine Reportage über komische Freikirchen. Das hat ja bald Tradition, allen voran beim NDR.
Ich habe den Film nicht gesehen, werde es aber tun. Was ich aber interessant fand, ist das Interview mit dem Regisseur Hans Jakob Rausch.
Besonders die erste Frage hat mich gleich stutzig werden lassen:
Herr Rausch, wie ist es Ihnen gelungen, Eingang in die Gemeinde zu finden?
Hans Jakob Rausch: Die Recherche hat fast zwei Jahre gedauert. Die gesamte evangelikale Szene in Deutschland ist sehr verschlossen. Vor allem Journalisten gegenüber sind ihre Anhänger zurückhaltend.
Da würde ich mir mehr Hintergrund dazu wünschen. Wieso hat die Recherche zwei Jahre gedauert? Wie haben andere Gemeinden auf Anfragen reagiert? Welche Gemeinden wurden kontaktiert?
Wir haben bei uns letzte Woche ProChrist durchgeführt. Das war in verschiedenen Zeitungen drin. Wir haben sogar ein ausführlicher Interview mit dem Bürgerspiegel durchgeführt. Wir haben im ganzen Ort mit großen Plakaten und Bannern für die Veranstaltung geworben. Der Bürgermeister war am ersten Abend da und hat ein freundliches Grußwort gebracht.
Alle Gottesdienste bei uns sind öffentlich, alle Predigten auf unserer Homepage abrufbar.
Wenn man aber Reportage über Reportage im Fernsehen sieht, die nur die extremen Auswüchse der freikirchlichen Bewegung unter die Lupe nimmt, um ja etwas komisches zu finden, was man dann zeigen kann, sollte man nicht überrascht sein, wenn man auf Skepsis stößt.
Und ja, es gibt auch wohltuende Ausnahmen. Aber sensationsheischende Reportagen, die leider oft sehr einseitig sind, zerstören jede Vertrauensgrundlage in die Absicht der Reporter, die da bei einem vor der Tür stehen.
Und gleich bei der nächsten Frage geht es darum wieso gerade diese Gemeinde ausgesucht wurde:
Es geht in dem Film unter anderem auch darum, zu zeigen, wie breit das Spektrum innerhalb des Christentums ist – von liberal bis fundamentalistisch. Charismatiker bilden das besonders radikal-fundamentalistische Extrem ab. Ich wollte zeigen, dass es radikale Tendenzen nicht nur im Islam gibt.
Ich bin auf die Reportage des Regisseurs über seinen nächsten Besuch in einer radikal-salafistischen Moschee gespannt.
Mal sehen, ob das Fazit dort ähnlich ausfällt:
Sie haben uns sehr herzlich aufgenommen, gleichzeitig gab es Momente, in denen mehr oder weniger subtil versucht wurde, Druck auf uns auszuüben. Der Pastor hat mir zum Beispiel erklärt, dass es Gottes Wille sei, dass ich seine Gemeinde gefunden habe. Im Gottesdienst hat er dann dafür beten lassen, dass wir einen positiven, gottgefälligen Film machen. Im Verlauf der Woche hat er dann versucht, uns von seiner Sichtweise zu überzeugen. Aber als Bedrohung haben wir das nie wahrgenommen.