Der Wille zur Macht und die Rolle der Frau in der Gemeinde

Komplementarianismus – ein komplizierter Begriff. Mit dem Begriff wird die theologische Position beschrieben, die besagt, dass Frauen und Männer zwar gleichberechtigt sind, aber nicht gleichartig und sie in der Gemeinde auch nicht die gleichen Verantwortungen übernehmen sollen. In ihrer Unterschiedlichkeit sind beide Geschlechter nicht austauschbar, sondern ergänzen (komplementieren) sich.

Wie man sich vorstellen kann, ist das eine in unserer Zeit immer unpopulärere Überzeugung. Das gilt natürlich auch für christliche Kreise.

Vor kurzem hat Kevin DeYoung von „The Gospel Coalition“ einen Eintrag zum Thema „9Marks of Complementarianism“ veröffentlicht.

Scot McKnight hat in einem Beitrag seinerseits auf den Beitrag von DeYoung reagiert. Er zitiert den ganzen Beitrag von DeYoung und kommentiert dann die einzelnen Aussagen.

Ich möchte nicht auf die einzelnen Aussagen von DeYoung oder McKnight eingehen. Wer sich dafür interessiert, kann die Beiträge lesen. Manche Anfragen von McKnight sind gut, andere eher schwach.

Aber ein Gedanke von McKnight hat etwas in mir angestoßen, was mich schon längere Zeit bewegt.

In his understanding of complementarianism it is unjust to represent complementarianism in terms of only worth and roles, for those roles are shaped by hierarchy in those same circles. It is not hard to argue that hierarchy determines roles. Complementarianism, as understood by complementarians, entails patriarchy and hierarchy, not just worth and roles.

McKnight sieht eine enge Verbindung zwischen Komplementarianismus und einer patriarchalischen Hierarchie in der Gemeinde. Es gibt einen Autoritätskreislauf, der so läuft:

  • Männer haben als Gemeindeleitung das letzte Wort in Auslegungsfragen in der Gemeinde
  • Männer treffen als Gemeindeleiter die Auslegungsentscheidung, dass das Gemeindeleitungsamt nur Männern offensteht
  • Männer haben als Gemeindeleitung das letzte Wort in Auslegungsfragen in der Gemeinde
  • Usw. …

Wenn der Komplementarianismus sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, ein Vorwand für den eigenen Willen zur Macht einer männlichen Clique zu sein, dann muss er diese Gefahr erkennen und ernst nehmen.

Wenn eine Gemeinde sich also dieser Position anschließt oder diese Position bestätigt, dann sollte es nicht das Resultat einer einsamen Machtentscheidung einer Gruppe von Männern sein, die den Eindruck erwecken, nur ihre eigenen Pfründe schützen zu wollen.

Vielmehr sollte so eine Entscheidung das Ergebnis einer gemeinsamen Erkenntnis eines Großteil der Gemeinde sein, ganz besonders auch der Frauen, die sich frei fühlen müssen, zu einer eigenen Überzeugung gelangen zu dürfen. Dann kann der Komplementarianismus die Vorwürfe durchbrechen, nur ein Vorwand für den Erhalt einer patriarchalischen Machstruktur zu sein.


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