Das Richterbuch präsentiert uns einige sehr außergewöhnliche und manchmal auch grenzwertige Charaktere. Selten eigenen sie sich uneingeschränkt als Vorbilder. Wodurch das Richterbuch wieder sehr lebensnah und authentisch ist.
Einer dieser grauen Charaktere ist Gideon. Ich habe mich letztes für ein Projekt in der Gemeinde mit ihm beschäftigt. Dabei ist mir aufgefallen, dass man drei Lektionen aus dem Leben Gideons mitnehmen kann:
1. Gott kommt uns in unseren Schwächen sehr weit entgegen
Gideon ist dafür bekannt, von Gott Zeichen für seinen Dienst zu fordern. Das sprichwörtliche Vlies, das er ausgelegt hat, ist dabei nur eines unter einigen anderen.
Beim Lesen des Lebensberichts werde ich selbst etwas ungeduldig mit Gideon. Er strapaziert die Geduld Gottes teilweise ganz schön. Aber das faszinierende an der Geschichte ist, wieviel Geduld Gott tatsächlich aufbringt und wie sehr er Gideon entgegenkommt.
Als Gott Gideon zum Richter berufen hat, da wusste er sehr genau, mit wem er sich da einlässt. Er hat nicht einfach den erstbesten ausgesucht, der ihm über den Weg gelaufen ist. Er wusste also auch um die Schwächen Gideons. Und hat es trotzdem gewagt, ihn zu berufen.
Das ermutigt und beruhigt mich in meinem Dienst. Gott kennt mich und meine Schwächen. Und doch kann er mich gebrauchen und er wird auch viel Geduld mit mir haben.
2. Gott gewinnt die unsere größten Schlachten
Wenn man sich die großen Schlachten der Bibel anschaut, dann fällt immer wieder auf, wie wenig die an der Schlacht beteiligten Krieger am Ende zum Sieg beigetragen haben. Das war z.B. bei Jericho der Fall. Und das war auch bei der Schlacht Gideons gegen die Midianiter der Fall.
Zuerst hat Gott die Anzahl der beteiligten Krieger von mehreren Tausend auf 300 reduziert. Dann hat er die Soldaten mit einem konkreten Auftrag versehen, der keine Waffen, sondern Fackel, Hörner und Krüge beinhaltete.
Das Resultat des Ganzen war, dass die Israeliten zunächst kein Schwert schwingen mussten, und die Midianiter sich selbst gegenseitig getötet haben.
Den entscheidenden ersten Sieg hat Gott für das Volk Israel errungen. Das Volk war während der Schlacht nicht untätig. Es hat das getan, was Gott gefordert hatte. Aber es war ganz klar, dass Gott selbst den entscheidenden Beitrag zum Sieg geleistet hat
Oft ist es für das Volk gerade dann schlecht ausgegangen, wenn sie versucht haben, Siege aus eigener Kraft zu erringen. Das endete meistens in niederschmetternden Niederlagen.
3. Ein guter Start ist nicht so wichtig, wie ein gutes Ende (Pred. 7,8)
Gideon hatte zwar einen etwas holprigen Start. Aber er vertraute schlussendlich Gott und durfte mit ihm große Siege erleben.
Doch bereits nach der Schlacht gegen die Midianiter beginnt der Same des Niedergangs Wurzeln zu schlagen. Mit dem erbeuteten Gold ließ Gideon ein Efod errichten. Was genau damit gemeint ist, ist nicht ganz klar. Von der Begrifflichkeit her gibt es eine Verbindung zur Kleidung des Hohepriesters. Was genau Gideon aber herstellen ließ, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass es negative Folgen für Gideon und das Volk gehabt hat. Es wurde ihnen zu einem Stolperstein, der sie von Gott weggeführt hat.
Gideon wurde von Gott dazu berufen, dass Volk aus der Hand der Midianiter zu befreien. Seine erste Handlung bestand darin, den Opferaltar seines Vaters niederzureißen. Denn die Ursache dafür, dass Israel in die Hand der Midianiter übergeben worden ist, war der Ungehorsam und Abfall des Volkes von Gott.
Am Ende seines Lebens ebnete Gideon den Weg dafür, dass das Volk wieder den gleichen Fehler beging wie früher.
Ein Leben kann sehr lang werden. Und Unterwegs werden sich viele Weggabelungen im Leben auftun, an denen wir vor der Wahl stehen werden, uns für den Guten oder einen schlechten Weg zu entscheiden. Nicht immer wird uns klar ersichtlich sein, welcher Weg nun was ist. Und nicht immer werden wir die Kraft haben, uns für den richtigen Weg zu entscheiden, auch wenn wir ihn erkennen.
Gut zu starten ist eine Sache. Gut zu Enden ist eine ganz andere Sache.