Als vor einigen Jahren die Diskussion um das Betreuungsgeld hochgekocht war, lautete ein Argument gegen das Betreuungsgeld, dass Kinder in Kitas eine gute, professionelle Betreuung erhalten. Es wurde von manchen Politikern der Eindruck vermittelt, als wären Kinder in Kitas besser aufgehoben als zu Hause (was für einen kleinen Teil der Kinder auch zutreffen mag).
Im Gespräch mit SPD Wahlkämpfern damals habe ich auf den schlechten Betreuungsschlüssel hingewiesen und wo denn die über 100.000 fehlenden Erzieher herkommen sollen, um tatsächlich eine zumindest angemessene Betreuung zu ermöglichen. Die Antwort war nur: „Das wird schon werden.“
Leider wird es scheinbar auch nach mehr als 7 Jahren nicht wirklich werden.
Daher finde ich diesen Artikel in der Zeit sehr ehrlich und überraschend:
Da behauptete die Kita-Leiterin allen Ernstes, in ihrer Einrichtung gebe es täglich Grund zu lachen und immer genug Zeit, um auf jedes Kind individuell einzugehen. Der Betreuungsschlüssel sei exzellent, die Stimmung sowieso. Nichts davon war wahr. In unserer Gruppe wurden 15 Kinder unter drei Jahren von zwei ausgebildeten Erzieherinnen betreut. Laut dem Berliner Eingewöhnungsmodell sollen Kinder über Wochen langsam daran gewöhnt werden, ohne Mama und Papa in der Kita bleiben zu können. In unserer Kita jedoch schmolz die Eingewöhnungsphase auf wenige Tage zusammen. Stetig mussten neue Kinder eingewöhnt werden. Die reinste Akkord-Betreuung.
Und dann:
Unser Sohn schrie. Holten wir ihn ab, hörten wir ihn bereits durch die geschlossene Tür. Manchmal saßen wir dort eine Weile und widerstanden dem Drang, reinzustürmen. Wir wollten hören, ob er getröstet wird. Fehlanzeige. Als wir die Erzieher darauf ansprachen, versuchten sie, uns weiszumachen, unser Sohn habe den ganzen Tag gespielt. Wie das sein könne, wenn er jetzt so weine, wollten wir wissen. Antwort: „Das ist halt ein bockiges Kind.“
Ich verstehe sehr wohl, dass manche für sich als Familie die Notwendigkeit sehen oder den Wunsch haben Kinder durch eine KiTa betreuen zu lassen. Das sei auch jedem selbst überlassen. Keine Frage.
Was mich nur ärgert ist, dass der Eindruck vermittelt wird, in der Kita werden Kinder durch professionelle Erzieher besser betreut als in einer stabilen Umgebung zu Hause mit einem meist über-optimalen Betreuungsschlüssel. Und das es deshalb gerechtfertigt ist, die Leistung in der Kita staatlich zu fördern und die Leistung eines erziehenden Elternteils zu Hause nicht.