Leere Worte im Namen Gottes

Die Reaktion auf die Reaktion auf den erneuten Amoklauf in den USA fällt überraschend harsch aus. Spiegel Online sammelt einige Reaktionen auf Beileidsbekundungen vor allem republikanischer Politiker, und die sind sehr deutlich. Drastisch formuliert es die Daily News: God can’t fix this.

Nach solchen Amokläufen ist eine – man muss es wohl so sagen – Standardfloskel vieler Politiker, dass sie in „Gedanken und Gebeten“ bei den Angehörigen sind.

Ich möchte nicht sehr tief in Debatte über die Waffengesetze in den USA einsteigen. Aber was diese Reaktion auf die Reaktionen der Politiker mal wieder deutlich macht, ist, dass man mit religiösen Phrasen sehr vorsichtig umgehen muss, weil sie sich sonst abnutzen und zu einer Plattitüde werden. Und das kann – wie in diesem Fall – nach hinten losgehen.

Die Reaktion der Republikaner auf diese Attentate erinnert ein wenig an Jakobus:

2, 15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot 16 und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch! , ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen — was nützt das?  17 So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.

Denn es sind gerade die Republikaner die jeden Versuch blockieren, schärfere Waffengesetze in den USA zu etablieren und jeden Dialog darüber verhindern.

Gebet ist kein Ersatz für das eigene Handeln, wenn ich in der Lage bin, etwas zu bewegen. Ansonsten entsteht nur der Eindruck, dass Gebet zu einer Ausrede wird, damit man nicht selbst tätig werden muss. „Es liegt nicht in meiner Macht; Gott allein muss es bewirken“. Wenn das so ist, dann ist das tatsächlich so. Wenn es aber nicht so ist, dann sollte ich nicht diesen Eindruck erwecken und mich hinter Gott verstecken.

Das wirft ein schlechtes Licht auf den Glauben und auf Gott selbst. Jesus selbst sagt: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. Die Öffentlichkeit nimmt an sich selbst als christlich bezeichnenden Politikern wahr, wie sie sich verhalten und schließen darauf auf den christlichen Glauben selbst.

Wir sollten sehr bewusst darauf achten, welche christlichen Phrasen uns zu schnell und glatt aus dem Mund kommen und welchen Eindruck wir in diesen Situationen dadurch hinterlassen.


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