Ein Plädoyer für liberales Denken in der FAZ:
Von der Außenwarte sind die Dinge oft klarer zu betrachten. Als Deutschland Flüchtlinge uneingeschränkt willkommen hieß, war das vielen im Ausland nicht geheuer. Genauer: Die verordnete Einheitsmeinung war nicht geheuer. Damals, im September, verlangte es hier Mut, vor unkontrollierter, plötzlicher Masseneinwanderung zu warnen. Die britische Kolumnistin Melanie Phillips diagnostizierte „lemminghafte“ politische Korrektheit in Deutschland: „Wenn Leute, die ihre Kultur verteidigen wollen, von den liberalen Eliten im Stich gelassen und als Nazis stigmatisiert werden, treibt man sie in die Arme von echten Rassisten und Faschisten.“
An anderer Stelle:
Hellhörig sollte man immer dann werden, wenn das Wort „populistisch“ fällt: oft nur ein Kampfbegriff jener, die die etablierte Haltung einnehmen und sich durch Gegenargumente nicht stören lassen wollen. Etwa als die Eurozone begann, hochverschuldete Staaten zu retten. Kritik daran? Populistisch. Aber die Wut der Bürger wuchs, und so ist mittlerweile erlaubt, jedenfalls zu fragen, ob das gerecht sei: andere Staaten herauspauken, zugleich im eigenen Land sparen.
Entscheidend in all diesen Debatten ist nicht, auf welcher Seite man steht. Ob man für unbegrenzte Einwanderung ist oder dagegen. Ob man Geschlechterpolitik gut findet oder schlecht. Ob man Hochschuldenländer retten will oder nicht. Entscheidend ist, die wohlbegründete andere Meinung zu respektieren. Entscheidend ist, liberal zu denken.