Ich bereite gerade eine Predigt über Josua sieben und acht vor. Dort geht es um die Eroberung von Ai, die leider im ersten Anlauf scheitert. Nach der Niederlage, kniet Josua war Gott nieder, und fragt, wie es dazu kommen konnte.
Bei der Vorbereitung der Predigt, ist mir aufgefallen, dass dieser Text sehr in unsere Zeit hineinspricht. In Kapitel sechs konnten wir darüber lesen, dass Gott dem Volk den Auftrag gegeben hat, Jericho zu erobern. Bei der Eroberung Jerichos hat Gott die meiste Arbeit für das Volk getan. Das Volk sollte an sieben aufeinanderfolgenden Tagen um die Stadt kreisen und am letzten Tag sieben mal um die Stadt ziehen und in die Posaunen blasen. Danach hat Gott dem Volk die Stadt quasi auf einem Silbertablett präsentiert.
Das nächste Ziel nach diesem Sieg war Ai. Aber in Kapitel 7 lesen wir nichts davon, dass Gott dem Volk den Auftrag dazu gegeben hätte, oder dass das Volk Gott um eine Bewertung seiner Pläne gebeten hätte. Das die Eroberung von Ai scheitert liegt primär daran, dass jemand im Volk sich gegen das Verbot hinweggesetzt hat, etwas von der Beute nach der Eroberung von Jericho für sich zu behalten.
Sehr deutlich ist aber auch eine gewisse Überheblichkeit beim Volk zu erkennen. Nicht nur, dass sie Gott gar nicht berücksichtigen bei ihren Plänen. Sie lassen auch einen Teil des Volkes zurück, da es sich scheinbar um eine leichte Aufgabe handelt.
Das rächt sich am Ende bitter, denn Israel erleidet eine herbe Niederlage mit hohen Verlusten.
Josuas Reaktion in dieser Situation ist sehr menschlich. Er beschwert sich bei Gott darüber, dass der sein Volk ins offene Messer hat laufen lassen.
Das menschliche daran ist, dass Josua im Grunde erwartet, dass Gott einfach das segnet und mit Erfolg krönt, was man selbst sich vorgenommen hat. Ohne das wir Gott in unsere Entscheidungsfindung überhaupt einbezogen hätten. Wenn es dann schief läuft, dann machen wir Gott Vorwürfe. Wie konnte er mich so im Stich lassen? Gönnt Gott mir das nicht? Hat er mich im Stich gelassen?
Mir begegnet diese Haltung immer wieder. Man möchte seine eigenen Wege gehen, aber Gott hat meine Entscheidung gefälligst zu segnen. Der Herr der Welt wird dann zu einem Segenspendeautomaten, einem Kammerdiener meiner Entscheidungen.
Nicht nur Israel hat damit Schiffbruch erlitten, sondern auch für uns wird das keinen guten Ausgang finden, wenn wir so mit Gott umgehen.
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