Thesen zur Irrtumslosigkeit: These 9

Einleitende Bemerkung:

Jürgen und ich haben in unserem aktuellen Duolog-Podcast über 9 Thesen von mir über meinen persönlichen Zugang zur Lehrüberzeugung von der Irrtumslosigkeit der Schrift diskutiert. Ich hatte diese Thesen für ein Impuls-Referat bei der örtlichen Evangelischen Allianz vorbereitet.

Ich habe die einzelnen Thesen nacheinander hier publiziert.

Der Glaube an die Irrtumslosigkeit an die Schrift stellt sicher, dass die Autorität der Bibel nicht durch menschliche Interessen schleichend ausgehöhlt wird

Damit ist die Überzeugung verbunden, dass es in der Schrift keine Sachfehler gibt, und dass jede in den Schriften transportierte, beabsichtigte Aussage auf Gott zurückzuführen und damit verbindlich ist.

Aus meiner Sicht kann man vereinfacht gesagt nur auf eine von vier Arten mit einer vermeintlichen oder vermuteten Schriftaussage umgehen (Beispielhaft dargestellt am Lehrverbot für die Frau in 1Tim 2):

  1. Ich kann zur Überzeugung gelangen, dass der Autor das gar nicht wirklich aussagen wollte
    Beispiel: Paulus verbietet den Frauen in 1Tim überhaupt nicht in der Gemeinde zu lehren
  2. Ich kann zur Überzeugung gelangen, dass der Autor das wirklich aussagen wollte, dass es aber für uns heute nicht mehr relevant ist, da es sich nur auf eine singuläre historische Situation bezogen hat
    Beispiel: Paulus verbietet den Frauen tatsächlich in der Gemeinde zu lehren, das bezieht sich in 1Tim aber nur auf die konkrete Situation in Ephesus
  3. Ich kann zur Überzeugung gelangen, dass der Autor das wirklich sagen wollte und dass er das als allgemein gültiges Prinzip beabsichtigt hat, aber das es aus anderen Gründen keine Bedeutung für uns heute hat
    Beispiel: Paulus verbietet den Frauen tatsächlich in der Gemeinde zu lehren, und er sieht das als ganz allgemeines Prinzip für alle Gemeinden zu allen Zeiten, aber in dieser Frage hat Paulus sich meiner Meinung nach geirrt / hat die Kultur sich verändert etc., so dass das für uns keine verpflichtende Bedeutung mehr hat
  4. Ich kann zur Überzeugung gelangen, dass der Autor das wirklich sagen wollte und dass er das als allgemein gültiges Prinzip beabsichtigt hat, und darum gilt das für die Gemeinde Jesu auch heute noch unverändert

Position 1,2 und 4 sind vereinbar mit dem Glauben an die Irrtumslosigkeit der Schrift. Position 3 nicht. Diese Position unterminiert die Autorität der Schrift, denn die Gültigkeit der Bibel wird dort von menschlichen Kriterien abhängig gemacht.

Bei dieser Position nimmt man einen Unterschied zwischen Gottes- und Menschenwort an, und dann liegt es ja am – sündigen, fehlerhaften – Ausleger zu bestimmen, wo Gotteswort aufhört und Menschenwort beginnt. Damit wird das Wort Gottes dem menschlichen Urteilsvermögen unterworfen.

Ein Ausleger steht immer in der Gefahr, die Bibel nach eigenen Interessen hin auszulegen. Aber die Bibel ist Gottes überzeitliches, ewiges und unfehlbares Wort an uns. Jedes menschliche Denken und Wollen, jede menschliche Kultur muss sich an diesem Wort in allen seinen Facetten ausrichten und von dort her auch kritisieren und korrigieren lassen. Umgekehrt sollte die Auslegung des Wortes nicht vom Zeitgeist und von menschlichen Wünschen und Vorstellungen dominiert werden. Natürlich soll die Auslegung immer auch Rücksicht auf die Fragen und Herausforderungen der Zeit nehmen. Aber sie sollte sich ihre Ergebnisse nicht vom Zeitgeist vorgeben lassen.

“Wie könnten wir Unbesonneneres und Vermesseneres tun, denn daß wir uns unterstehen, Gott und sein Wort zu richten, die wir von ihm sollten gerichtet werden? Darum soll man darauf schlicht stehen und beharren, daß, wenn wir hören, daß Gott etwas sagt, wir es glauben, und nicht darüber disputieren, sondern vielmehr unsere Vernunft gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi …” (Martin Luther, Genesis Vorlesung)


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