AFET: Vortrag 2 – Die Weiterentwicklung von Lehre

Den zweiten Vortrag hat Prof. Dr. Oliver O’Donovan gehalten. Im Gespräch mit ihm habe ich herausgefunden, dass er gut befreundet mit N. T. Wright ist und ihn kennt, seitdem dieser 18 Jahre alt war. Das fand ich sehr spannend.

Sehr spannend war auch der Vortrag von Prof O’Donovan. Ich fasse den Vortrag mit eigenen Worten, teils wörtlich, teils aber sinngemäß und teils auch sehr frei zusammen.

Creation and Marriage: Can Doctrine Develop?

Die Lehre ist ein Gut der Kirche, das die Kirche verpflichtet ist, von Generation zu Generation weiterzugeben und in eine jeweils neue und veränderte geistliche und soziale Situation zu kommunizieren.
Die Aufgabe der Verantwortlichen der Kirche ist es, die Lehre der Gegenwart kohärent zu formulieren und in Kohärenz zur historischen Lehre der ganzen Kirche zu bringen, ohne den Raum zu nehmen für reformatische Bewegungen.
Lehre entwickelt sich über die Zeit, die Frage ist aber, wie man diese Entwicklung gestaltet und woran sie sich orientiert und welches Ziel sie hat.
Die Moraltheologie muss im Gespräch sein mit den pastoralen Dienern und auf deren Erfahrungen mit dem menschlichen Dasein und den menschlichen Herausforderungen hören. Ansonsten steht die Moraltheologie in der Gefahr, abgeschnitten zu sein von der menschlichen Lebenswelt und keinen relevanten Beitrag zum praktischen Christenleben zu liefern. Gleichzeitig muss die Moraltheologie treu zur Lehre Jesu und der Apostel sein. Sie muss gleicherweise mit einem Fuß fest verwurzelt in der Vergangenheit und mit dem anderen Fuß fest verwurzelt in der Gegenwart stehen.

Der Mensch muss in seiner Existenz in zwei Richtungen blicken: Auf seine animalischen Instinkte, die bedient werden müssen (Essen, Schlafen etc.) und auf seine sozialen, kognitiven und kommunikativen Beziehungen und Bedürfnisse.
Der Mensch darf keine der beiden Seiten vernachlässigen, sonst gerät sein Leben in Ungleichgewicht.
Die Freiheit und Kreativität des menschlichen Daseins ergibt sich und entfaltet sich nur dadurch, dass es gegründet ist auf seinem biologischen Fundament als soziales Säugetier.

Ehe „gehört“ nicht der Kirche und auch nicht dem Staat, damit sie es nach eigenem Gutdünken definieren können. Die Ehe „gehört“ Gott und den Verheirateten und Kirche und Staat können die Ehe nur als Vorgabe Gottes übernehmen und dafür ein Zeuge sein und diese Vorgabe im Leben umsetzen.

Einige Gedanken zum pastoralen Umgang mit dem Scheitern der Ehe: Der pastorale Dienst muss manchmal mit einem Abweichen von der göttlichen Norm umgehen, darf aber das Scheitern nicht zur neuen Norm erheben. Das Abweichen von der Norm muss immer als solches festgehalten werden – auch in der Liturgie -, selbst wenn man Wege finden muss, damit umzugehen. Diese sind aus göttlicher Sicht aber nicht ideal, sondern eine Ausnahme.

Die Entwicklung der Lehre muss zwar auf die Herausforderungen der Gegenwart reagieren, aber darf sich nicht von diesen Herausforderungen bestimmen lassen und die Ergebnisse vorgeben lassen, sondern muss von der festen Lehre der Bibel in die Gegenwart hinein sprechen und wirken.


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