Eine der größten Herausforderungen für alle Vertreter der Gender-Ideologie ist das sog. „Gender Paradox“. Die Gender-Theorie besagt, dass das Konzept von „Mann“ und „Frau“ eine soziale Konstruktion ist, die aufgebrochen werden muss, weil diese Zweiteilung die Wirklichkeit nicht angemessen widerspiegelt. Und sie sagt, dass biologische Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen keinen Einfluss auf das eigene Rollenverständnis haben sollten.
Nun ist es aber so, dass in der Gesellschaft die Menschheit vor allem in die zwei groben Rollenkonzepte von „Mann“ und „Frau“ aufgeteilt ist, mit bedeutenden sozialen Folgen für die davon betroffenen Menschen. Denn es herrschen gewisse Vorstellungen davon, was Mann und Frau zu tun haben und lassen sollen, wie sie sich benehmen und nicht benehmen sollen etc. Das führt dann dazu, dass Männer bestimmte Berufe dominieren und Frauen andere; oder das Männer – als die historisch dominantere Gruppe – mehr Macht haben, diese Macht nicht mit Frauen teilen wollen und auch mehr verdienen etc.
Das Ziel ist also klar: Diese Klischee-Vorstellungen darüber, was Mann und Frau tun und lassen sollen aufgebrochen werden. Und zwar mit Zuckerbrot und Peitsche: Zuckerbrot sind bestimmte Programme, die Frauen stärker für bestimmte Berufszweige werben sollen. Die Peitsche sind Quotenprogramme, damit die männliche Dominanz durchbrochen wird.
Idealerweise würde sich dadurch irgendwann eine Schließung der „Gender-Lücke“ (engl. „Gender gap“) ergeben und in keinem gesellschaftlichen Bereich gäbe es ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Menschen.
Hier kommt das „Gender Paradox“ ins Spiel. Es besagt, dass scheinbar genau das Gegenteil geschieht von dem was ich gerade beschrieben habe: Je stärker die Gleichberechtigung in einem Land vorangeschritten ist – und je besser die wirtschaftliche Entwicklung des Landes insgesamt vorangeschritten ist – umso größer wird der „Gender gap“.
Das war jetzt wieder in einem FAZ Blog unter der Überschrift „Was Frauen wirklich wollen“ zu lesen.
Die Autoren sehen einen Zusammenhang zum Sozialstaat: Länder mit hoher Geschlechtergleichheit seien oft Wohlfahrtsstaaten, in denen das Lebensglück nicht so extrem vom Beruf abhänge. Deshalb fühlten sich die Frauen in diesen Ländern freier dazu, ihren wahren Neigungen nachzugehen. In den anderen Staaten dagegen treibe wirtschaftlicher Druck die Frauen dazu, technische Berufe zu wählen, die oft besser bezahlt würden.
In dem Artikel wird auch gezeigt, dass Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen nicht einfach nur darauf zurückzuführen sind, dass Männer Frauen benachteiligen wollen oder das Frauen einfach nur die „falschen“ Berufe wählen. Am Beispiel von Uber zeigt der Autor, dass Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sogar dort zu finden sind, wo das Geschlecht tatsächlich keinen Einfluss auf den Lohn hat:
Die Forscher untersuchten die Stundenverdienste sämtlicher Uber-Fahrer in Amerika von 2015 bis 2017 – insgesamt flossen Daten von fast zwei Millionen Fahrern in die Analyse. Nun hängt die Bezahlung der Uber-Fahrer ja von vielem ab: von der Länge der Strecke, von der Fahrtzeit. Davon, ob sie mehrere unterschiedliche Leute mitnehmen. Von Angebot und Nachfrage. Aber eines ist dem Algorithmus komplett egal: das Geschlecht der Fahrer. Trotzdem verdienen Männer, die für Uber fahren, je Stunde ungefähr sieben Prozent mehr als Frauen.
Das Gender Paradox ist eine ganz unangenehme Beobachtung für Anhänger der Gender Theorie. Denn es besagt: Wenn man Frauen tatsächlich komplette Wahlfreiheit lässt, entscheiden sie sich anders als sie – nach Meinung bestimmter Personen – sollten.
Sie wählen stärker klassische „Frauenberufe“ und innerhalb der Berufe legen sie weniger Wert auf Leistung und viel Bezahlung, weil andere Prioritäten – wie Familie – im Vordergrund stehen.
Schon vor einigen Jahren ist in Norwegen eine Dokumentation unter dem Titel „Brainwashing“ erschienen, die sich des Gender-Themas angenommen hat. In der ersten Folge wird auch das „Gender Paradox“ thematisiert. Norwegen ist eines der fortschrittlichsten Länder beim Thema Gleichberechtigung und auch ein Paradebeispiel für das „Gender Paradox“.