Die Geister, die ich rief …

Wenn dieser Satz auf einer konservativen Seite stehen würde, würde sofort der Aufschrei kommen, dass man übertreibt und eine Opfer-Inszenierung betreibt. Wir haben doch Meinungsfreiheit. Jeder kann sagen, was er denkt:

Um ehrlich zu sein: bei mir löst all das mittlerweile eine immer größer werdende Furcht davor aus, mich überhaupt noch politisch zu äußern – besonders bei den Themen, bei denen es weh tut, als Feministin, als Veganerin, als Wählerin. Denn die Gefahr ist groß, dass eine andere Meinung zu einem Shitstorm führt. Wie grotesk schnell das passiert, kann ich jeden Tag sehen.

Dieser Satz findet sich aber nicht auf einem konservativen Blog, sondern auf Bento – dem progressiv-linken Jugendportal von Spiegel Online.

Die Autorin beschreibt in dem Text ihre Angst vor der Empörungsmaschine der sozialen Medien. Die sollte doch nur die bösen Menschen mit den falschen Meinungen erwischen. Aber das Empörungsmonster möchte gefüttert werden. Und immer öfter wird es auch mit denen gefüttert, die doch eigentlich auf der gleichen Seite stehen wie man selbst. Denn da gibt es immer noch jemanden, der Veganer und Umweltfreundlicher ist als man selbst. Und den letzten fressen die Hunde.

Hier ist das Fazit des Artikels:

Wir müssen aufhören, uns gegenseitig zu zerfleischen. Dabei können wir alle mithelfen, indem wir konstruierte Empörung nicht sofort teilen, nicht reflexhaft lospoltern. Denn so machen wir genau das, was Populisten und Trolle tun, was wir eigentlich immer vermeiden wollten: Wir differenzieren nicht mehr, wir sehen keinen Kontext, keine Person. Wir sind einfach nur noch blind vor Wut.

Es wäre schön, wenn dieser Appell der Autorin nicht nur für die eigene Gruppe bestimmt wäre, sondern genauso auch auf alle Menschen ausgeweitet würde und auch die einbeziehen würde, die auf der „falschen“ Seite stehen.


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