Hebr 2,2 Denn wenn (schon) das von Engeln gesprochene Wort zuverlässig gewesen ist und jede Übertretung und jeder Ungehorsam eine angemessene Strafe verdient hatten,
Die Verse 2-4 liefern die Begründung für die in 2,1 formulierte Aufforderung, mit aller Kraft an der Überlieferung festzuhalten, um nicht vom Glauben abzufallen.
Diese drei Verse bilden zusammen einen einzelnen Satz, der einen idefiniten Konditionalsatz darstellt (Vgl. Siebenthal, Grammatik, §281).
Die einleitende Protasis – der Wenn-Satz – steht im indikativ Aorist (εἰ … ἐγένετο …).
Die Apodosis in V.3-4 – der Dann-Satz – steht hier im indikativ Futur.
Der Konditionalsatz im indefiniten Fall lässt die Frage offen, ob die Aussage der Protasis der Wirklichkeit entspricht. Wenn es tatsächlich der Fall ist, dass die Protasis der Wirklichkeit entspricht, dann trifft in diesem Konditionalgefüge die in der Apodosis formulierte Schlussfolgerung immer zu.
In unserem Fall lässt der Inhalt deutlich erkennen, dass der Autor die in der Protasis gemachte Aussage als Tatsache weitergibt. Dass die Engel die Offenbarung Gottes weitergegeben haben, wird als überlieferte Tatsache bezeugt. Damit ist für den Autor auch die in V.3 formulierte Schlussfolgerung eine zu erwartende Realität.
Die Verse 2-3 enthalten erneut das – in Kapitel 1 bereits häufig verwendete – Kontrastmotiv zwischen den Engeln und Jesus.Vers 2 erwähnt das von den Engeln gesprochene Wort. Von der Beschreibung der Engel als dienende Geister, kann man ableiten, dass es sich dabei nicht um „eigen-willige“ Rede der Engel handelt. Sie reden nicht aus eigenem Antrieb heraus und auch nicht nach ihrem eigenen Sinn. Das, was die Engel sagen, hat seinen Ursprung bei Gott, der ihnen aufgetragen hat zu reden. Was ist der Inhalt dieses Redens? An welcher Offenbarung Gottes waren die Engel beteiligt?
In Apg 7,38 lesen wir davon, dass Stephanus in seiner Rede erwähnt, dass ein Engel am Berg Sinai mit Moses gesprochen hatte. Paulus erwähnt in Gal 3,19, dass das Gesetz für Israel durch die Engel übergeben worden ist. Auch der zweite Teil dieses Verses lässt vermuten, dass der Hebr vor allem die Offenbarung des Gesetzes im Blick hat. Es könnte darüber hinaus das ganze Reden Gottes gemeint sein, denn auch die Reden der Propheten verwiesen zurück auf das Gesetz und rief zum Gehorsam gegenüber Gottes Geboten auf.
Das von den Engeln überlieferte Wort war „zuverlässig“. Das hier verwendete Wort βέβαιος beschreibt etwas fest gegründetes, stabiles. An der Überlieferung der Engel gibt es nichts zu rütteln. Sie haben ihren Job gut gemacht: Sie haben Gottes Rede zuverlässig weitergegeben. Das wird durch den Hinweis bestätigt, dass jeder Ungehorsam und jede Übertretung mit einer Strafe belegt worden sind. Wer die Worte, die durch die Engel überliefert worden sind, nicht achtet, wird einen angemessenen „Lohn“ (so die wörtliche Übersetzung“ dafür enthalten. Der Autor möchte damit deutlich machen, dass der Inhalt der Verkündigung der Engel über jeden Zweifel erhaben ist und 1:1 dem entspricht, was Gott selbst auch kommuniziert hätte, hätte er diese Aufgabe selbst übernommen.
Nur das er das eben nicht getan hat. Der gleiche Satz, ausgesprochen durch einen Botschafter eines Landes oder durch das Staatsoberhaupt des Landes selbst, hat eine unterschiedliche Gravitas, auch wenn er ansonsten identisch ist.
Das ist die Prämisse für die Apodosis – also die Schlussfolgerung im Wenn-Dann-Satz in V.3-4.
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