📚 Longenecker: Sechs Thesen aus seinem Römerkommentar

Die „New International Greek Testament Commentary (NIGTC)“ Reihe gehört zu den technischsten Kommentarreihen überhaupt auf dem Markt. Wie der Reihentitel andeutet, arbeitet die Reihe direkt am griechischen Text und macht in dem Bereich auch keine Kompromisse. Wer keine Griechisch-Kenntnisse mitbringt, ist relativ aufgeschmissen.

Wer damit aber klarkommt, für den ist es eine der Top-Adressen, wenn es um die Auslegung des Neuen Testaments geht. Was sich natürlich leider auch im Preis widerspiegelt.

Jetzt ist ein weiterer großer Band in der Reihe erschienen, nämlich der Römerkommentar von Longenecker. Dessen Galater-Kommentar in der WBC Reihe gehört auch nach 26 Jahren immer noch zu den Besten über dieses Buch. Dementsprechend ist die Vorfreude auf seinen großen Römerkommentar groß.

Jetzt hat Longenecker selbst sechs Hauptthesen aus seinem Kommentar herausgearbeitet. Man kann sie in ausführlicher Variante mit Erklärungen auf dem Eerdmanns Blog nachlesen. Ich gebe die sechs Thesen in (grober) deutscher Übersetzung hier wieder:

  1. Die Jesus-Gläubigen in Rom zur Zeit von Paulus orientierten sich an der Muttergemeinde in Jerusalem mit Blick auf ihre christliche Theologie, Frömmigkeit und Ethik.
  2. Paulus verfolgte mindestens fünf Absichten mit seinem Schreiben an die Jesus-Gläubigen in Rom.
  3. Paulus schreibt zu den Christen in Rom in einer Weise, die der Form eines „Logos Protreptikos“ eines antiken philosophischen Briefes nahekommt (das bedeutet, ein „Wort [oder ‘Rede’] der Ermahnung) – so wie es Klaus Berger, Stanley Stowers, David Aune, Anthony Guerra und Christopher Bryan vorgeschlagen und weiterentwickelt haben.
  4. Paulus erarbeitet (1) drei große Teilbereiche in seinem Brief (2:16–4:25; 5:1–8:39; 9:1–11:36), die sich an drei verschiedene Gruppen richten (Juden, Heiden und eine gemischte Gruppen von jüdischen und heidnischen Gläubigen), worauf sich (2) ein vierter Teilabschnitt anschließt (12:1–15:33), der allgemeine christlich-ethische Ermahnung enthält, die der Apostel offensichtlich bereits in seiner früheren christlichen Mission an heidnische Nichtjuden verkündet hat – zusammen mit einem weiteren Abschnitt an Ermahnungen, die sich auf das Zusammenleben der Jesus-Gläubigen in ihren jeweiligen Zusammenkünften beziehen.
  5. In den vier Abschnitten der apostolischen „Rede der Ermahnung“ im Hauptteil des Römerbriefs 1:16-4:25, 5:1-8:39, 9:1-11:36 und 12:1-15:33 verwendet Paulus Material, das er bereits früher gepredigt hat, und zwar (1) zu den Juden (1:16–4:25), (2) zu Heiden ohne jeglichen jüdischen Hintergrund (5:1–8:39) und (3) zu einer gemischten Versammlung von Menschen mit jüdischem und heidnischen Hintergrund im syrischen Antiochsen (9:1–11:36) – im vierten Abschnitt des Briefes (12:1–15:33) kontextualisiert er das christliche Evangelium einerseits allgemein und dann sehr speziell.
  6. In diesen Kontextualisierungen im Brief des Apostels zu Gläubigen im 1. Jhrd. in Rom (1) ermutigt Paulus einerseits die Gläubigen der Gegenwart es  in ihrem christlichen Denken, Leben und Dienst genauso zu handhaben, und (2) formuliert er Grundsätze dafür, wie wir es in unserer eigenen philosophischen und kulturellen Situation heute ähnlich handhaben können.

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