Tanz auf dem Vulkan

In den sozialen Medien macht sich langsam Unmut breit über die aktuelle Situation, mit den Kontaktsperren und Verboten. Es kommen die ersten Stimmen – die so natürlich zu erwarten waren – das ja doch nicht alles so schlimm ist, wie gedacht und alles übertrieben ist.

Es ist genau die Situation eingetreten, die zu erwarten war: Harte Maßnahmen führen dazu, dass die Epidemie nicht total ausartet und kontrolliert werden kann. Der Erfolg dieser Maßnahmen bringt die Kritiker auf den Plan, die das als Beweis sehen, dass alles übertrieben war.

Nach so vielen Wochen ist das verständlich und zu erwarten. Das macht diese Meinungen aber nicht richtiger.

In der Zeit ist ein Artikel erschienen, der deutlich macht, dass die vorsichtige Lockerungspolitik sozial-gesellschaftlichen zwar verständlich und vielleicht sogar nötig ist. Dass das aber mit Blick auf die Epidemie schwere Konsequenzen haben kann.

Der Grund dafür ist ein Buchstabe: R. Er steht für die Reproduktionszahl und gibt an, wie viele Menschen ein mit Sars-CoV-2 Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Noch Anfang März waren das hierzulande zwischen vier und fünf. Durch die strengen Maßnahmen gelang es, den Wert deutlich zu senken.

Das Problem dabei ist: Wir haben mit R nicht viel Spielraum, das betonte auch Angela Merkel auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Denn selbst wenn jemand mit dem Coronavirus schon nicht mehr nur einen, sondern 1,3 andere ansteckt, wären wahrscheinlich bereits im Juni so viele Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert, dass das Gesundheitssystem massiv überlastet wäre. Das wäre das schlimmste Szenario.

Wenn wir jetzt also Lockerungen fordern und langsam einführen, muss uns gleichzeitig klar sein: Wenn die Epidemie wieder hart zuschlägt, werden wir wieder dort ankommen, wo wir jetzt gerade sind und wo wir gerne heraus möchten: im Lockdown.

Denn die Maßnahmen jetzt zu unterbrechen, nur um sie nach ein paar Wochen wieder aufzunehmen, das sei „der Bevölkerung wahrscheinlich schwerer zu vermitteln als eine Fortführung heute“, schreibt das Gremium der Helmholtz-Gemeinschaft. 

Es könnte ein dauerhaftes hin- und her der Maßnahmen geben, und keine geradlinige Kurve hin zur Normalität. Das ist eine Situation, mit der wir Menschen nur schwer zurechtkommen, weil es viel Unwägbarkeiten mit sich bringt.

Die Alternative dazu aber bedeutet, dass wir riskieren, die Epidemie voll durchschlagen zu lassen und das u.U. mit einer hohen Zahl an Toten. Die Fragen, die die Politik und wir als Gesellschaft uns stellen und bei der wir abwägen müssen, lautet: Auf welche Seite vom Pferd fallen wir im Ernstfall lieber?


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