➡️ Ernährung: „Jede Art von Ernährung verursacht Leid“ | ZEIT ONLINE

Interessantes Interview mit einer früheren Vegetarierin, die wieder zum Fleischkonsum übergegangen ist.

Jede Art von Ernährung verursacht Leid, denn um zu essen, müssen wir anderen immer etwas wegnehmen. Wir schaden entweder den Tieren, dem Land oder anderen Menschen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass es so etwas wie eine Ernährungsform geben könnte, die Schäden komplett vermeidet.

— Weiterlesen www.zeit.de/wirtschaft/2018-03/ernaehrung-vegetarier-vegan-fleisch-ethik

NDR: Film über „radikale Christen“

Mal wieder eine Reportage über komische Freikirchen. Das hat ja bald Tradition, allen voran beim NDR.

Ich habe den Film nicht gesehen, werde es aber tun. Was ich aber interessant fand, ist das Interview mit dem Regisseur Hans Jakob Rausch.

Besonders die erste Frage hat mich gleich stutzig werden lassen:

Herr Rausch, wie ist es Ihnen gelungen, Eingang in die Gemeinde zu finden?

Hans Jakob Rausch: Die Recherche hat fast zwei Jahre gedauert. Die gesamte evangelikale Szene in Deutschland ist sehr verschlossen. Vor allem Journalisten gegenüber sind ihre Anhänger zurückhaltend.

Da würde ich mir mehr Hintergrund dazu wünschen. Wieso hat die Recherche zwei Jahre gedauert? Wie haben andere Gemeinden auf Anfragen reagiert? Welche Gemeinden wurden kontaktiert?

Wir haben bei uns letzte Woche ProChrist durchgeführt. Das war in verschiedenen Zeitungen drin. Wir haben sogar ein ausführlicher Interview mit dem Bürgerspiegel durchgeführt. Wir haben im ganzen Ort mit großen Plakaten und Bannern für die Veranstaltung geworben. Der Bürgermeister war am ersten Abend da und hat ein freundliches Grußwort gebracht.

Alle Gottesdienste bei uns sind öffentlich, alle Predigten auf unserer Homepage abrufbar.

Wenn man aber Reportage über Reportage im Fernsehen sieht, die nur die extremen Auswüchse der freikirchlichen Bewegung unter die Lupe nimmt, um ja etwas komisches zu finden, was man dann zeigen kann, sollte man nicht überrascht sein, wenn man auf Skepsis stößt.

Und ja, es gibt auch wohltuende Ausnahmen. Aber sensationsheischende Reportagen, die leider oft sehr einseitig sind, zerstören jede Vertrauensgrundlage in die Absicht der Reporter, die da bei einem vor der Tür stehen.

Und gleich bei der nächsten Frage geht es darum wieso gerade diese Gemeinde ausgesucht wurde:

Es geht in dem Film unter anderem auch darum, zu zeigen, wie breit das Spektrum innerhalb des Christentums ist – von liberal bis fundamentalistisch. Charismatiker bilden das besonders radikal-fundamentalistische Extrem ab. Ich wollte zeigen, dass es radikale Tendenzen nicht nur im Islam gibt.

Ich bin auf die Reportage des Regisseurs über seinen nächsten Besuch in einer radikal-salafistischen Moschee gespannt.

Mal sehen, ob das Fazit dort ähnlich ausfällt:

Sie haben uns sehr herzlich aufgenommen, gleichzeitig gab es Momente, in denen mehr oder weniger subtil versucht wurde, Druck auf uns auszuüben. Der Pastor hat mir zum Beispiel erklärt, dass es Gottes Wille sei, dass ich seine Gemeinde gefunden habe. Im Gottesdienst hat er dann dafür beten lassen, dass wir einen positiven, gottgefälligen Film machen. Im Verlauf der Woche hat er dann versucht, uns von seiner Sichtweise zu überzeugen. Aber als Bedrohung haben wir das nie wahrgenommen.

Bento: “Frauen sind keine Ware“ – Interview über Prostitution

Ein erfrischend offenes und klares Interview mit Ingeborg Kraus, einer Psychotherapeutin, die Prostituierte begleitet und behandelt.

Auf die Frage, ob es nicht auch Frauen gäbe, die sich freiwillig und gerne prostituieren würden, antwortet sie aus ihrer Erfahrung:

Ich habe auch Frauen in therapeutischer Behandlung gehabt, die sagten, sie täten es liebend gerne. Sie sind aber nur eine minimale Spitze des Eisbergs. Aber auch sie blenden aus, was mit ihnen wirklich dort passiert. Sie haben gelernt abzuschalten, weil schwere Dinge in ihrem Leben passiert sind, und sie diese nicht aufgearbeitet haben. Sie meinen, sie prostituieren sich freiwillig – dabei verleugnen sie sich selbst.

Sie hat auch eine Antwort auf die Frage, ob man die Prostitution nicht einfach in den unkontrollierten Bereich abwandern lassen würde, wenn man sie verbietet:

Ich sage doch auch nicht: Wir dürfen Diebstahl nicht mehr verbieten, weil es sonst in den illegalen Bereichen der Gesellschaft stattfindet. Wer so argumentiert, nimmt sexuelle Gewalt einfach nicht ernst. Die Vagina einer Frau ist kein Spielzeug für die sexuelle Lust der Männer, sondern ein hochsensibles Organ.

Prostitution wird häufig leider verniedlicht oder als Ausdruck einer feministischen Selbstbestimmtheit verkauft. Dass das nur auf einen minimalen Prozentsatz aller Prostituierten zutrifft, wird dabei häufig übersehen. Die große, leidende Mehrheit geht bei diesen Hochglanz-Berichten über Prostitution leider unter. Dieses Interview ist eine ermutigende Ausnahme.

Grammatischer Sachverstand siegt im Gericht

Der BGH hat in einem Urteil gegen eine Klägerin entschieden, die juristisch durchsetzen wollte, dass sie von ihrer Sparkasse mit einer femininen Form von Kunde angesprochen wird.

Der BGH hat in seinem Urteil jetzt klargestellt, dass das generische Maskulin keine Diskriminierung darstellt, weil das grammatische Geschlecht nicht identisch ist mit dem biologischen Geschlecht.

Karsten Krogmann von der NWZ kommentiert dieses Urteil treffend:

Das Urteil des Bundesgerichtshofs im Fall einer Frau, die bei ihrer Sparkasse nicht „Kunde“ sein will, sondern als „Kundin“ angesprochen werden möchte, ist eine Nachhilfestunde in Sachen Linguistik. Die Richter erinnern die Frau und die Öffentlichkeit daran, dass das grammatische Geschlecht nichts mit dem biologischen zu tun hat. Das sogenannte generische Maskulinum, etwa im Wort „Kläger“, kennzeichnet eine Personengruppe unabhängig vom Geschlecht. Ein Kläger ist zunächst nicht Mann oder Frau – er ist jemand, der klagt; er ist der Träger der Handlung „klagen“. Wer über „die Menschen“ spricht, also über „sie“, der tut das wie so oft im Plural übrigens in sehr femininer Form – und meint womöglich trotzdem auch Männer.

Und:

Das Urteil des Bundesgerichtshofs war überfällig, weil es zur Mäßigung aufruft. Ja, lasst uns den Kampf gegen Diskriminierung weiterkämpfen – aber bitte nicht länger auf dem falschen Schlachtfeld!

Ich hoffe, dass dieses Urteil auch vor dem Verfassungsgericht Bestand hat und damit auch höchstrichterlich festgehalten wird, was eigentlich grammatisches 1×1 ist.

Ich werde auch weiterhin auf jede Verhunzung und Verundeutlichung der Sprache durch irgendwelche x-Fach Formulierungen und Sternchen, Unterstriche etc. verzichten.